Mittau-Stiftung unterstützt „Beethoven ohne Musik“

Copyright Argustopia
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Das Projekt "Beethoven ohne Musik" ist nach "Faust ohne Worte" die zweite Inszenierung des Theaterzirkus Dresden, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, eine (zum Teil nonverbale) Bühnensprache zu entwickeln, die verschiedene Disziplinen der Darstellenden Kunst und Musik vereint und somit von Menschen aus aller Welt verstanden werden kann. Das Stück "Beethoven ohne Musik" widmet sich, die einzigartige Musik des ertaubten Beethovens als Brücke nutzend, der Kommunikation zwischen Gehörlosen und Hörenden und verbindet damit zwei Welten, die viel zu selten zu einander kommen.

Die Mittau-Stiftung unterstützt dieses besondere Projekt im Rahmen eines Sponsorings.

Helmut Oehring,geboren als Kind zweier gehörloser Eltern, komponiert dafür ein Stück Musiktheater, das die Geschichte von Beethovens zunehmender Ertaubung erzählt. Er versucht dabei eine kompositorische Neuheit, wie sie wohl nur der Fantasie eines Musikers entspringen kann, der seine prägenden Jahre in der totalen Stille der Welt der Gehörlosen verbracht hat: er komponiert keine Musik und nähert sich dabei der Frage: Wie kann man eine vertonte Übersetzung für das vollständige Fehlen von Tönen erfinden, um Hörenden diese Weltwahrnehmung erfahrbar zu machen? Es ist ein Paradoxon und der Versuch einer großartigen Form der Verständigung: das Hörbarmachen der Stille.

Tom Quaas,Initiator und Erfinder des Theaterzirkus Dresden, Regisseur zahlreicher Bühnenstücke, inszeniert die Geschichte von Beethovens Leben mit einem Stab herausragender Künstler. Er arbeitet mit den Mitteln des Illusionstheaters, Pantomime, Tanz, Film und Clownerie, um eine Bühnensprache zu entwickeln, die Gehörlosen eine Idee von Musik und den Hörenden eine Idee von den Empfindungen eines Gehörlosen vermitteln soll. Für „Beethoven ohne Musik“ finden sich Hörende und Gehörlose, Mediziner und Künstler zusammen, um sich dieser kommunikativen Herausforderung mit der größtmöglichen Professionalität zu widmen.

Wenn es eine Möglichkeit gibt, auf künstlerischem Wege mit dem Begriff "Inklusion" umzugehen, dann zählt dieses Projekt sicher zu den originellsten, liebevollsten und sinnlichsten Versuchen, die derzeit in dieser Richtung gemacht werden: Helmut Oehring wagt das Experiment, Beethovens zunehmend gestörte Klangwahrnehmung durch eine Neukomposition für hörende Zuschauer fühlbar zu machen. Was bedeutet es, nicht mehr hören zu können? Und wie klingen Worte und Musik, wenn man sie nur noch mit der Fantasie wahrnehmen kann? Die Komposition von Oehring setzt auf eine in Töne übersetzte Emotionalität, die das Fehlen des Hörsinnes für jeden verursacht, der sich als Gehörloser in einer Welt der Hörenden zurecht finden und artikulieren muss. Was bedeutet es, wenn man plötzlich von dieser Welt und seinen Kommunikationsmitteln isoliert ist, wie es bei Beethoven der Fall war? Und wie ist es im Falle so vieler anderer: wenn man niemals dazu gehörte? Angst und Verzweiflung, fanatische Liebe und Wahnsinn müssen in Beethovens Kopf mitgeklungen haben, als er seine späten Werke allein aus den Tönen in seinem Kopf heraus komponierte.

Gleichzeitig wollen wir Beethovens Musik für gehörlose Zuschauer mit den Mitteln der Pantomime visuell erlebbar machen. Wer sie nicht hören kann, weiß vielleicht gar nicht, welcher Wille zur Kommunikation mit der Welt der Hörenden in Beethovens Lebenswerk mitschwingt. Die visuelle Darstellung dieser für Gehörlose so lebensnahen und trotzdem so abstrakten Geschichte, ist ein Versuch, zu mehr „Gespräch“ aufzurufen. Wir wollen Mut machen und dazu anregen, die eigene Krankheit als Quelle von Inspiration und Leidenschaft zu begreifen. Wir werden mit Ärzten und Betroffenen arbeiten und sie direkt in den Proben- und Aufführungsprozess integrieren. „Beethoven ohne Musik“ ist damit der Versuch einer poetischen Kommunikation, die sich im besten Falle direkt in der Lebensqualität unseres Alltags nieder schlägt. Es ist ein Aufruf zur Gemeinsamkeit.

Deshalb ist es der Mittau-Stiftung ein großes Anliegen, das Projekt im Rahmen eines Sponsorings zu fördern.

Das Foto zeigt eines von mehreren 3D-Bilder des Künstlers Thomas Stern. Er hat unter dem Namen ARGUSTOPIA thematisch passende Bilder entworfen. Aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet, kann man als Zuschauer Teil des Bildes werden. (Copyright Argustopia)

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